Anna Isenschmid

Anna Isenschmid



Im Süden meist sonnig


Die Sonne singt, Muse im
Sinn. O sündige Stimme,
o stimmige Sünde. Sinn,
so ein Ding: Ein stummes
einstimmiges Sounden
im Duo. Meistens singen
Mimosen ein dunstiges
Om. Im Süden singt es in-
nig diesen Summton. Sei
mein Nussmond, Geistei
mit Genuss. O, dies Minne!
Sei sonnige Stimme und
iss meine Endung mit. So
sonnig im Süden! Meist
ist die Sonne in Gesumm
mit Mond. Innige Süsse
singt die Sonne, Muse im
Sinn.

















Im Süden meist sonnig, gesticktes Anagramm, 170 x 170 mm


Ist dies ein Anagramm?


Eisdiamanten im Gras.

Es ist Magie darin, man

isst Manna. Die Gier am

Sinn ist Drama. Ei, mega

game! Sie ist im Darm, an

Geist da einsam arm. In-

nig stimme Arie an: Das

ist eins! Die Anagramm-

Manie, mit Essig daran.




Die vier Jahreszeiten


Stein, Herz, Jade, Ei: vier

hat jedes, vier Reize in

Jahrzeitversen. Ei, die

vier Seidenjahre Zeit!

Die Verszeit in Ehre. Ja

ja, heiz die vier Sterne,

ja, versetz die Hirne. Ei,

setz die vier Jahre ein!




Der kleine Unterschied


Der kleine Unterschied

ist Hundedreck. Ein leer-

es Knurren. Echt leid, die

leeren Tricks. Die Hunde

lecken sie hinter der Du-

sche, trinken Dudeleier.

Erdhund leckt Riesenei,

die lüstern kichernde

Hündin deckt irre Esel.

Sie leckt Erde und ihn, er

leckt sie und die Herren.

Er kichert elend und sie

denkt Schund. Eierleier:

Hunde sind leck’re Tiere!




Gewöhn‘ dich nicht


Wein‘ doch nicht, geh‘

nicht weg! Ohne dich

geh‘ ich in Tod. Wenn ich

dich nicht gewohne,

weh‘ ich Not. Eng‘ dich

doch wenig, nicht? He,

ich hegt‘ Wonne dich,

wenn ich … Oh, Gedicht

gewöhn‘ dich nicht.




Im stillen Kämmerlein


Meine Klammerstille, in

Kleinstem immer allein

leiern Stimmlein Makel.

Kleine Stimmen aller im

Sinn. Male Keim im Teller,

melke mir in allem Stein

Last, melke nimmer in Eil’.

Trinke Leim, sammle Lein,

sammle mir kleinen Teil,

lenke alle Stimm’ in Reim

im stillen Kämmerlein





























Im stillen Kämmerlein, gesticktes Anagramm, 360 x 304 mm, 2015

Licht im Schatten


Nachtlicht, meist

matt. Scheinlicht.

Steinlicht macht

satt. Lichtchen im

Stich malte nicht

Schatten im Licht,

lacht meist nicht.



























Licht im Schatten, gesticktes Anagramm, 205 x 210 cm





Menschen leben

neben Schelmen.

Schemen nebeln.

Menschenleben

menscheln eben.



















Menschen leben, gesticktes Anagramm, 171 x 123 mm, 2015

Über allen Gipfeln ist Ruh’


Still! Über rauhen Gipfeln

ist pralle Ruhe. Bienenflug

Spur in Luft, helle Garbe. Ein

Flügelspiel, irr, nah. Bunte

Spiralen fluten. Lebe ruhig

über allen Gipfeln. Ruh’ ist

überall heilig. Pst. Fern un-

ten farbiger Puls in Hülle,

in Fülle. Erbguts Plan: hier 

befiehlt Ursprung alleine.

Allein pulst Bergruh’, fein,

ist Ruh’ über allen Gipfeln.




Das simultane Gedicht

ist Dada. Musenlicht, ge-

duldig Eis am Schatten.

Es sucht Dada im Tingel-

Tangel, duscht das Ei im

Lautgemisch. Das dient

dem Land! Ach gut ist sie,

die Lust, magisch Daten

dichtend. Igel aus Samt

sind Igel. Du atmest. Ach.




Die längste Nacht


Nachtlied. Ängste

lachten, sagten die

alten Gedichte ans

Licht, säen den Tag,

lesen die Nacht. Tag

an Ende. Tageslicht

sachte gelandet in

Schneetal. Neigt da,

liegt da. Nächtens

lagen die Schatten.


Da taten sich Engel

selten andächtig

sachte in den Tag. Le-

gen das Teelicht an

Nächte. Geistland,

die längste Nacht.


Tage, lachend einst,

Tage sanden leicht,

Tage teilen Schand,

Tage naschten Leid,

Tage leiden nachts,

Tage entladen sich,

Tage enden lastich,

als die Nacht engte.

Nächte tilgen das

Angesicht, adelten

den alten Geist. Ach,

schalte den Tag ein!


Nachtlied. Ängste

lachten, sagten die

alten Gedichte ans

Licht, säen den Tag.




Ein Wort erfinden


Etedin fennor! Wir

erfinden ein Wort

wie Donner fern. Ti-

denwort in feiner

Fieder. Innenwort

in Federn. Ein Wort

in erdtiefer Wonne.


Wörter finden in

Noten. Wirf dein Er-

innern fort. Weide

tief drinnen, wo Re-

den – frei in Worten-

Feinton erwidern.


Ein Erdenwort fin-

den, rot wie fern in

freien Orten. Wind-

weiten fordern, in

Tiefen ordnen. Wir

erfinden ein Wort

reden in Wein fort

finden Töne, wirr.

Die Worte – niferen

enni wed – irren oft.